Die große Wäsche



Artikel von:
pme
veröffentlicht am 11.10.2001 10:30 Uhr

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Sie steht seit 50 Jahren unter Strom, wäscht seither ständig dreckige Wäsche – und alle sind ihr dankbar dafür. Die Rede ist von der elektrischen Waschmaschine der Marke AEG, die 1951 den Aufstieg aus der düsteren Waschküche in die Wohnetage schaffte. Anlaß genug, um diesen Meilenstein mit einer Ausstellung im Hamburger „Museum der Arbeit“ zu würdigen und die Geschichte der Wäschepflege Revue passieren zu lassen.

Bild 1 Unter den Gratulanten der AEG befindet sich auch eine sehr prominente und sogar weitaus ältere Ikone der Wäschepflege: Persil von Henkel. Das berühmte Waschmittel in der ehemals grünen Schachtel hat eine über 90-jährige Evolution hinter sich, wogegen sich die 50 Jahre elektrifiziertes Waschen fast wie ein Wimpernschlag ausmachen. Darüber vergißt man leicht, dass es durchaus eine Zeit vor Persil und AEG gegeben hat. Die fing bei den alten Sumerern an und hatte sich praktisch kaum verändert – bis eben die segensreichen Erfindungen von Henkel und AEG die Menschheit vor einer großen Plackerei befreite: Der „großen Wäsche“.

Dunkle Jahre am Fluß

Ob römische Toga oder Rokoko-Reifrock: Die Wäsche musste schon mindestens vor Schmutz stehen können, bis man ihr in einem kollektiven „Großkampftag“ zu Leibe rückte. Das fand meist am Fluß- oder Seeufer statt, unter Einsatz aller verfügbarer (meist weiblicher) Arbeitskräfte – und unter lautem Wehklagen, denn Wäsche bei Frostgraden oder in der Sommerhitze einzuweichen, zu stampfen, zu bürsten, auf Steinen auszuschlagen und zu wringen war meist alles andere als vergnüglich. Daß der Waschtag immerhin weidlich zum Austausch von Neuigkeiten und Tratsch genutzt wurde, hat sich durch die Begriffe „Waschweib“ und „Gewäsch“ bis Ende des 20. Jahrhunderts gehalten, wo sie dann durch Vokabeln wie „chatten“ und „Newsgroup-User“ abgelöst wurden.

Abgesehen von der Erfindung des Waschbrettes waren echte Innovationen bis in das Zeitalter der Industrialisierung Mangelware, als mehr und mehr Frauen die Schwerstarbeit an den Waschtrögen gegen die noch schwerere Arbeit an den Fließbändern eintauschten. 1875 begann in Düsseldorf der Stern der Firma Henkel aufzugehen, die mit dem „Henkel´s Bleich-Soda“ 1878 einen ersten großen Coup für eine Erleichterung der großen Wäsche landete. 1907 schlug die Stunde von Persil, dem ersten selbsttätigen Waschmittel der Welt. Dass man die Wäsche, nach dem man sie in den Zuber mit kochendem Wasser gegeben hatte, nur noch mit dem weissen „Wunderpulver“ versetzen musste und das Reiben und Rubbeln ausbleiben durfte, mochte man seinerzeit kaum glauben. Weswegen Henkel sich genötigt sah, zusätzlich zum Waschmittel auch die Waschmittelwerbung zu erfinden. Die „Weiße Dame“ und der markante Persil-Schriftzug strahlten nicht nur von Plakatwänden, sondern wurden sogar von Sportfliegern in den Himmel geschrieben – die Meriten im Marketing-Metier sind bei Henkel nicht weniger zahlreich als in der Wäschepflege.

1951: Ende der Kellerexistenz

Die frühen Versuche, eine „Waschmaschine“ zu erfinden, muten heute sonderbar hilflos an, weil sie das uralte Waschzuberprinzip beibehielten und lediglich für eine motorgetriebene Bewegung der in der Persil-Lauge blubbernden Wäsche sorgten. Die „Stunde Null“ der elektrischen Wäschepflege schlug erst wenige Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges. Persil war 1951 nach elf entbehrungsreichen Jahren durch Produktionsstopp wegen Rohstoffmangels wieder erhältlich. Und die „Kellerkinder“ (so titulierte damals der Kabarettist Wolfgang Neuß seine Generation) erlebten staunend, wie die Waschmaschine ihnen in die Wohnetage folgte: Die Traditionsfirma AEG stellte die erste etagenfähige elektrische Trommel-Waschmaschine vor.

Die weisse, kastenförmige Gestalt mit dem großen Bullauge hatte mit den elektrifizierten Waschzubern von einst nichts mehr gemein – und hat sich bis heute nicht groß verändert. Freilich musste die 1951er Waschmaschine von AEG noch auf dem Boden festgeschraubt werden, und auch das Schleudern übernahm ein Extragerät. Eine elektrische Waschmaschine blieb Anfangs ein Luxus für wenige, weswegen die Waschmittelindustrie anfangs kaum die Rezeptur ihrer Pulver antastete. Folglich führten sich die frühen Waschmaschinen wie „Schaumschläger“ auf, bis Henkel sein Persil als „Universalwaschmittel“ für die Hand-, Zuber- und Maschinenwäsche empfahl.

1958: Der Lavamat als vollautomatischer Haushaltsroboter

Sieben Jahre später rollte der erste Lavamat von den Fließbändern der AEG und damit der erste richtige „Haushaltsroboter“ seiner Art. Vom Einweichen bis zum Einspülen von Pflegemitteln wie der damals so unentbehrlichen Appretur bis zum abschließenden Schleudern erledigte der Lavamat alle Abläufe programmgesteuert und vollautomatisch. Eine echte Sensation. Damit sich diese schnell herumspricht, verließ sich AEG nicht nur auf die klassischen Werbung, sondern transportierte das Gerät in zu „Demonstrationsfahrzeugen“ umgebauten Kleintransportern bis in den letzten Winkel der jungen Republik. Nicht umsonst gilt der „Lavamat“ als Begriff für die Waschmaschine schlechthin – typisch für die AEG, die bereits mit dem „Foen“ und dem „Vamypr“ Meilensteine des elektrischen Haushaltens erschuf.

Wasserverbrauch von 200 auf 39 Liter gedrosselt

Die vollständige Marktdurchdringung der elektrischen Waschmaschine entfesselte schließlich den modischen Farbenrausch der Siebziger – und auf den Gewässern türmten sich die Schaumberge. Die unbekümmerte Verwendung von Wasser, Waschmittel und Strom erhielt durch das in Folge der Ölkrise geweckten Umweltgewissens ihren ersten Dämpfer – und der Lavamat erhielt erstmals eine grüne „E“-Taste, die die Verbrauchswerte um ganze 30 Prozent reduzierte. Der Lavamat bekommt den Vornamen „Öko“ und bricht mit jeder Modellgeneration neue Sparrekorde. Von anfangs 200 auf aktuell 39 Liter drosselte die AEG den Wasserverbrauch bis heute.

Mittlerweile wurde aus der elektrischen Waschmaschine eine elektronische. Fuzzy-logic-gesteuert geht der Öko Lavamat noch feinfühliger zu Werke, um zum Schluß gewaltig durchzudrehen – das spart Zeit und Energie im Trockner. Inzwischen analysiert das Elektronenhirn des Lavamat gar Menge und den Verschmutzungsgrad der Wäsche – derartige Intelligenz hätte noch in den Siebzigern kein Science-fiction Autor der Waschmaschine je anzudichten gewagt.

AEG
 

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